Von der Partnerschaft zur Elternschaft
Eine kinderlose Paarbeziehung ist - systemisch gesehen - eine freiwillige Wahlgemeinschaft, welche auch wieder aufgelöst werden kann. Entscheidet sich ein Paar jedoch, eine Familie zu gründen, entsteht dadurch ein neues System, nämlich das der Elternschaft. Dieses ist im Gegensatz zur Partnerschaft – auch über den Tod hinaus – nicht auflösbar!
Durch die Geburt eines Kindes wird das Paar aufgefordert, seine bisherige Lebensweise der neuen Situation entsprechend umzustellen, damit es weiterhin eine lebendige Paarbeziehung leben kann.
Das bisher Gewohnte muss meist aufgeben werden, was für jede Partnerschaft eine enorme Herausforderung darstellt. Die Integration des Kindes als „Drittes“ in die bisherige Zweierbeziehung fordert das Bewältigungspotential des Paares heraus und kann deshalb mit Recht auch als eine Übergangskrise erlebt werden.
Den wenigsten Paaren ist jedoch die Gefahr, dass die frühere Liebesbeziehung auf Dauer von der Elternschaft „verschlungen“ werden könnte, wirklich bewusst. Das Auseinanderleben in vielen Beziehungen entsteht oftmals einfach „nur“ durch die Normalität des Alltags. Zunehmend kann es passieren, dass die Frau das althergebrachte Rollenbild und die alleinige Verantwortung für familiäre Belange übernimmt, während sich der Mann auf die Rolle des Ernährers zurückzuziehen beginnt.
Genauso wenig bewusst ist den meisten Paaren die daraus resultierende Gefahr der „Verwischung der Beziehungsebenen“. Durch die sich abzukühlen beginnende Paarbeziehung zwischen Mann und Frau wird das Kind oft unbewusst zum Partnerersatz gemacht.
Daraus wird ersichtlich, dass die Phase der Umorganisation von der Zweierbeziehung als Paar zur Dreierbeziehung als Familie einer besonderen Achtsamkeit von Mann und Frau bedarf.
Für die Frau ist es wichtig, dass sie sich allmählich aus der anfangs allumfassenden Mutterrolle zu lösen beginnt und das Kind auch dem Vater, den Großeltern, Onkels, Tanten sowie Freunden anvertraut. Dadurch kann sie sich ihr eigenes Territorium als Frau, Partnerin und Geliebte zurückerobern und verliert sich nicht zu sehr in der fürsorglichen Mutterrolle.
Der Mann kann seine Frau in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt insofern unterstützen, als dass sie von ihm in besonderer Weise „gestillt“ wird. Rosmarie Welter-Enderlin beschreibt dies folgendermaßen: Der Mann sollte der Frau ab und zu ein warmes Tuch um die Schultern legen, sowohl im wörtlichen als auch im bildlichen Sinn.